Man glaubt es kaum, aber Erlebnisse am Bauernhof können tatsächlich zu fulminanten Erkenntnissen führen. Zum Beispiel sind unsere Hühner ein Quell ständiger Inspiration und Aha-Erlebnisse.
Eigentlich haben wir sie uns aus denselben Gründen angeschafft, aus denen der Rest der Welt sie sich auch anschafft: sie legen Eier und die kann man essen. Wie erstaunt war ich, als ich entdeckte, was für intelligente und soziale Tiere das sind. Besonders gut kann man an ihnen Sinn und Unsinn von Hierarchien und die Rolle des stolzen Hahnes beobachten. Oder auch die enge Verzahnung einer funktionierenden Gesellschaft mit der gemeinsamen Aufzucht von Nachwuchs – dem eigentlichen Sinn des Lebens (?).
Ein besonderes Huhn ist Trude. Trude ist intelligent, Trude hatte Ambitionen, Trude wurde gemobbt. Und zwar ziemlich grausam: wir fanden sie eines Tages mit einer riesigen Wunde am Hals, man konnte sogar die Sehnen und die Wirbelsäule sehen. Da wir die mobbende Übeltäterin nicht ausfindig machen konnten, mussten wir Trude aus der Gemeinschaft entfernen. Fortan war der Rest des Bauernhofes und der Rasen des Nachbarn ihr neues Heim.
Aber Trude überlebte alles. Sie ist jetzt unser ältestes Huhn. Sie hat sich im Ziegenstall ihren neuen sicheren Schlafplatz gesucht und wenn sie Gesellschaft braucht, legt sie sich an den Zaun zu den anderen Hühnern. Wir haben zwar überlegt, sie wieder zu den anderen Hühnern zu lassen. Ich denke jedoch, sie hat sich mittlerweile an die Vorzüge ihrer Freiheit gewöhnt.
Auch ihre höheren Ambitionen lebte sie letztendlich aus: Als unser Hahn verstarb, übernahm sie das morgendliche Krähen- naja, so gut es ging, es war wohl eher ein Krächzen.
Mittlerweile haben wir in Erfahrung gebracht, dass man Hühner, die zu sehr picken, einfach kurze Zeit unter eine Schachtel setzen soll, dann hören sie damit auf. Wäre doch nett, wenn das bei Menschen auch so einfach funktionieren würde: Dem- oder derjenigen einfach eine Schachtel auf den Kopf setzen- das wär´s doch;-)